Frische Farbe / Grau Brunhild Hauschild, 22.1.2023 Grade ist es um mich grau. Grau sind die Tage, gefüllt mit grauen Wolken, die Nässe scheint grau, in den Bäumen hängen nasse, alte, graue Blätter und es ragen grau scheinende Äste in den grauen Himmel. Die Häuserfassaden um mich herum stehen grau und trostlos, kaum ein Leben in íhnen oder neben ihnen. Scheinbar. Selbst die Vögel, die durch krächzende, schilpende Laute auf sich aufmerksam machen, sind grau. Ich fühle mich klein und grau und füge mich dadurch unscheinbar in die graue Umgebung. So ist der Januar in Deutschland, zumindest ein großer Teil dieses langen, kalten, grauen Monats. Aber - sobald die Sonne hervorkommt, regt sich etwas. An den Zweigen blitzen Knospen, zartes Grün bahnt sich durch graues, schmutziges Laub. Ein vages „Tirilli“ läßt die Augen Richtung Meise wandern, verrät Blau und Grün im Gesang. Ich schaue in den Spiegel. Grau und müde sehen mich meine Augen an. Das Grau an der Kopfhaut fließt haargenau an mir hoch. Es ist Zeit, etwas frische Farbe in mein Haar zu bringen. Roßkastanie, dunkles Rot-braun, von Schwarzkopf Nummer 388, wird meinen Schopf aufpeppen. Kaum hat sich die Farbe um meine Haare gelegt, scheinen diese aufzuatmen, zu erblühen. Die Sonne bringt es an den Tag, sie können wieder leuchten und strahlen. Ich staune die Spiegelfigur an: „ Was frische Farbe doch ausmacht! “ Das Kompliment meines Ehemanns bringt sogar Farbe in mein Gesicht. Die grauen Tage sind vorerst vorbei. © Brunhild Hauschild Veröffentlichungen, auch auszugsweise, nur mit meiner schriftlichen Zustimmung |