Maikäfer (14 Std. mit Ulrich) Brunhild Hauschild, 23.04.2011 Da saßen wir wie ein altes Ehepaar und genossen einfach nur die wärmenden Strahlen der Sonne auf unseren wenigen freien Hautteilen. Es war die erste Rast während unseres Ausfluges. Die Räder standen über uns an der Böschung des Bötzsees. Der lag klar und spiegelglatt in der auf ihm funkelnden Sonne. Versonnen sahen wir dem Farbenspiel im See zu. Ein kleines Wesen paddelte im seichten Wasser hilflos herum. Mit einigen Sprüngen war ich am Ufer und angelte zu dem Tierchen hin. Ich hielt einen Maikäfer in der Hand. Sacht setzte ich ihn auf einen trockenen Ast in die Sonne. Ich stubse ihn an: „Hallo, Käfer, du kannst Luft holen. Die Sonne wird dir wieder genug Leben einhauchen.“ Jeden Tag ein gutes Werk. Das war heute mein erstes. Zufrieden setzte ich mich wieder zu Ulrich. Der war neugierig geworden und ging, den Käfer anzuschauen. „Ein Maikäfer! Nach so langen Jahren endlich mal wieder ein Maikäfer!“ freuten wir uns. Das war ein Starfoto wert. Das Käfertier konnte sich noch nicht allein in Pose setzen, es war zu geschwächt. Das Foto zeigte trotzdem einen echten und dazu hübschen Maikäfer. Kurz nach dieser Aktion kam ein größeres Gesumm auf uns zu. Es setzte sich vor uns und - es war wiederum ein Maikäfer. Ein anderer, als der Gerettete, denn der erholte sich noch immer auf dem Ast. Vielleicht sein Freund, vielleicht sein Vater, vielleicht …. Uns schien es, als wollte er danke sagen. Dann breitete er seine Flügel aus und zeigte uns seine wahre Größe. Mit einem leiseren Summen flog er in den sonnigen Tag zurück. Wir radelten weiter, auch in den Tag hinein. © Brunhild Hauschild Veröffentlichungen, auch auszugsweise, nur mit meiner schriftlichen Zustimmung |